Zirkularität und Recycling verändern den Kunststoffbau im Automobil
Führender VDI-Fachkongress PIAE – Plastics in Automotive Engineering diskutierte über Regularien, Trends und Technologien

Bild: VDI Wissensforum
Der internationale Fachkongress PIAE fand am 26. und 27. März 2025 in Mannheim statt.
(Düsseldorf, 01.04.2025)
Zirkularität, ein optimiertes, frugales Design und Nachhaltigkeit bis hin zur konsequenten Nutzung von Rezyklaten: Diese Trends prägen die zukünftige Verwendung von Kunststoffen im Automobilbau. Wie weit die Branche bei dieser Transformation bereits vorangekommen ist, beleuchtete die Fach-Community zwei Tage lang am 26. und 27. März 2025 im Rahmen des führenden VDI-Fachkongresses PIAE – Plastics in Automotive Engineering in Mannheim.
Internationaler Leitkongress für Kunststoffe im Automobilbau
Mit rund 600 Teilnehmenden aus der nationalen und internationalen Fachwelt, 70 Ausstellern und 75 handverlesenen Vorträgen aus Wissenschaft und Wirtschaft wurde die PIAE erneut ihrem Stellenwert als Leitkongress für Kunststoffe im Automobilbau gerecht. Die vielfältigen Beiträge und Diskussionen zeigten: Kunststoffe werden auch in Zukunft unverzichtbar sein – und dürften angesichts technologischer Trends wie Elektrifizierung und Leichtbau sogar nochmals an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig sind OEMs und Zulieferer gefordert, Lösungen für Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit und für die verschärfte Regulatorik zu finden.
Auf dem Weg zur zirkulären Wertschöpfung
In vielen Keynotes, Vorträgen sowie in der begleitenden Pressekonferenz zeigte sich: Kunststoff wird zunehmend zum Treiber einer zirkulären Wertschöpfung. Heutige Bauweisen sind grundlegend zu überdenken, machte der Kongressleiter Dipl.-Ing. Thomas Drescher, Volkswagen AG, deutlich: „Künftig ist ein Design for Recycling notwendig. Die geplanten Quoten für den Automotive-Closed-Loop-Rezyklateinsatz erfordern sowohl ein Umdenken bei den Bauteilentwicklerinnen und -entwicklern als auch bei den Altautoverwertern und Recyclern.“ Dafür seien neue Konstruktionsrichtlinien sowie eine Weiterentwicklung der Sortier- und Aufbereitungstechnologien erforderlich: „Die Kreislaufwirtschaft wird nur durch eine intensive Zusammenarbeit aller im Lebenszyklus beteiligten Prozesspartner möglich. Die PIAE bildet dafür die ideale Gelegenheit,“ so Drescher.
Materialdesign und Recycling in Einklang bringen
Auf neue Wege der Bauteilherstellung ging auch Dipl.-Ing. Timo Unger, Hyundai Motor Europe Technical Center, in seinem Part ein: „Um eine echte und tatsächlich nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu realisieren, müssen wir Materialdesign, Recyclingtechnologien und regulatorische Anforderungen in Einklang bringen.“ Kunststoffe werden ein unverzichtbarer Werkstoff für nachhaltige Mobilität bleiben, unterstrich Unger weiter: „Die Automobilindustrie muss gemeinsam mit Politik und Wissenschaft an innovativen Lösungen arbeiten, die sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch ökologisch sinnvoll sind.“
Frugale Designs sichern Wettbewerbsfähigkeit
Frugalität ist mehr als nur ein Trend – sie ist der potenzielle „Gamechanger“ der kommenden Jahrzehnte, der den sparsamen Umgang mit knappen natürlichen Ressourcen und erschwingliche Lösungen in den Mittelpunkt stellt. Diese These vertrat Prof. Dr. habil. Rajnish Tiwari, Hochschule Fresenius Hamburg: „Etablierte Unternehmen stehen vor der Aufgabe, durch frugale Innovationen Wettbewerbsvorteile zu generieren. Angesichts der dringenden Notwendigkeit von sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit ist es entscheidend, die eigene Innovationsstrategie jetzt zukunftssicher zu gestalten und sich proaktiv den Herausforderungen zu stellen.“
Herausforderungen der Regulatorik
Ein treffendes Beispiel für neue regulatorische Anforderungen ist die aktuell diskutierte EU-End-of-Life-Vehicle-Verordnung (ELVR). Frank Stammer, TecPart, ging auf die politischen Dynamiken im Kontext der EU-Altfahrzeugverordnung ein. Er erläuterte die derzeit noch bestehenden Herausforderungen in der Praxis sowie mögliche Lösungsansätze – insbesondere mit Blick auf die Verfügbarkeiten und Unsicherheiten beim Bezug von Kunststoffrezyklaten. Zudem schilderte er, auf welchen Themenfeldern der Standardisierung der Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V. aktiv mitwirke, um Lösungen im Interesse der Branche und der zukünftigen Kunststoffverarbeitung zu finden.
Gut vorbereitet für die nächste Krise
Was ist notwendig, damit Unternehmen den Wandel erfolgreich gestalten und mögliche Risiken bewältigen? Mit dieser Frage beschäftigte sich Dr. Arno Rogalla, Rogalla Consulting, Bad Bramstedt, in seiner vielbeachteten Keynote. Entscheidend seien vor allem zwei Dinge: ein klares Risikomanagement und eine permanente, aktive Kommunikation der Unternehmensleitung, sowohl intern als auch extern: „Kommunikation ist King. Erfolgreiche Führung basiert auf Verantwortung, Vertrauen und einer Vorbildfunktion.“ Seine Empfehlung lautete, krisenhafte Situationen immer wieder zu simulieren und zu trainieren – denn im echten Krisenfall sei für Lernkurven und Experimente schlichtweg keine Zeit.
Netzwerk-Plattform der Community
Begleitend zu den Fachvorträgen bot der Autosalon einen Überblick über neue kunststofftechnische Lösungen. Gelegenheiten zum gegenseitigen Austausch und Netzwerken, unter anderem im Zuge der PIAE Networking-Party, rundeten die beiden Veranstaltungstage ab.
Der nächste VDI-Fachkongress PIAE findet am 25. und 26. März 2026 in Mannheim statt.
Anmeldung und Programm unter https://www.vdi-wissensforum.de/piae/ oder über das VDI Wissensforum Kundenzentrum, Postfach 10 11 39, 40002 Düsseldorf, E-Mail: wissensforum@vdi.de, Telefon: +49 211 6214-201, Telefax: -154.
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