Schnelle Wege zur Defossilisierung
Professor Dr.-Ing. Peter Gutzmer, der langjährige wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, brachte die Einschätzung der versammelten internationalen Motoren-Community auf den Punkt: „Wir brauchen Technologievielfalt, um unser fossil basiertes Energiesystem so schnell wie möglich in ein CO2-neutrales, global neu vernetztes Energie- und Mobilitätsnetzwerk zu überführen, das gesellschaftlichen Wohlstand und Versorgungssicherheit gewährleistet.“ Von der Politik erwarten die Teilnehmenden Richtungsentscheidungen, die Investitionssicherheit für alternative Kraftstoffe geben.
Gutzmer ist überzeugt: „Der Verbrennungsmotor hat eine Zukunft – und wir gestalten diese Zukunft!“
Planungssicherheit für die Automobilindustrie
Eine ähnliche Position vertrat Matthias Zink, Präsident des europäischen Zuliefererverbandes CLEPA: Neben der konsequenten Stärkung der E-Mobilität sprach er sich für die Anrechnung von E-Fuels auf Flottenwerte sowie die Betrachtung von Wasserstofftechnologien aus. Notwendig sei ein angepasster Stufenplan der EU mit realistischen Zielsetzungen für die Automobilindustrie, gerade mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Situation und den Stellenabbau in zahlreichen Zulieferunternehmen: „Aus diesem Grund wünsche ich mir mehr Planungssicherheit durch eine höhere Technologiebreite, eine adäquate Infrastruktur und Förderungsprogramme, die Innovationen stimulieren.“ Er blickt mit vorsichtigem Optimismus nach Brüssel, denn erstmals sei dort die Bereitschaft für holistische Diskussionen zu diesem Thema zu erkennen. Unterstützung bekommt er von Keynote-Speakerin Prof. Dr. Andrea Wechsler (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments. Sie zeigte sich überzeugt, dass Europa globalen politischen und industriellen Herausforderungen mit größerer Eigenständigkeit begegnen müsse. Rahmenbedingungen sollten dazu nach ihren Worten neu definiert werden, um Abhängigkeiten von Rohstoff- und Produktlieferketten zu reduzieren.
Fokus auf Lebenszyklusanalysen
Wie eine klimafreundliche Mobilität von morgen aussehen könnte, skizzierte Prof. Dr. Kulzer, Direktor des Instituts für Fahrzeugtechnik Stuttgart (IFS), Universität Stuttgart. Er warb insbesondere dafür, Lebenszyklusanalysen in die Gesetzgebung einzubeziehen. Sein Credo: „Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen für den Klima- und Umweltschutz und sollten dazu an allen verfügbaren Technologien arbeiten – nicht zuletzt, um die deutsche und europäische Automobilindustrie zu erhalten.“ Winfried Mack, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in Baden-Württemberg, betonte: „Wir müssen uns auf das besinnen, was wir in Deutschland und Europa können – und das sind Motoren.“
Potenziale von E-Fuels
E-Fuels können einen entscheidenden Beitrag leisten, den Treibhausgas-Ausstoß zu begrenzen, indem sich die Bestandsflotten in kürzester Zeit auf einen defossilisierten Kraftstoff umstellen lassen. Diese Position führte Prof. Dr.-Ing. Frank Atzler, Inhaber der Professur Verbrennungsmotoren und Antriebstechnik an der TU Dresden, in seinem viel beachteten Vortrag aus: „Bei der Defossilisierung der Altflotte sprechen wir allein in Deutschland von circa 50 Millionen Fahrzeugen – und über einer Milliarde Fahrzeugen weltweit.“ Doch auch hier sei die Politik gefragt, um die alternativen Kraftstoffe etwa über Steuererleichterungen oder Abschläge bei der Lkw-Maut attraktiver zu machen.