Die rund 600 Teilnehmenden erlebten über zwei Tage ein inhaltlich anspruchsvolles und vielfältiges Vortragsprogramm – nicht nur rund um Pkw-Technologien. Mit der parallel stattfindenden
8. Internationalen VDI-Fachtagung „Antriebsstranglösungen für Nutzfahrzeuge“ rückten auch Themen aus dem Nfz-Segment in den Fokus. Abgerundet wurde der fachliche Part in parallelen Sessions durch die Fachausstellung mit über 60 internationalen Unternehmen. Im Rahmen des Autosalons zeigten Hersteller zudem aktuelle Fahrzeugkonzepte und demonstrierten die Integration unterschiedlicher Antriebslösungen.
„Transformation ist eine Schlüsselfertigkeit“
Warum bei der Transformation der automobilen Welt keine Zeit zu verlieren ist, machte Julian Fieres (ZF Friedrichshafen) deutlich: Der Markt verlagere sich bereits schneller als erwartet in Richtung elektrifizierte Antriebe, das verändere ebenso rapide das Marktumfeld, da die bisherigen Eintrittsbarrieren fallen. „Transformation ist keine einmalige Aufgabe – stattdessen muss sie zu einer Schlüsselfähigkeit von Unternehmen werden, die auf sich schnell verändernden Märkten wettbewerbsfähig bleiben wollen. Da rund 70 Prozent aller Transformationen scheitern, ist es wichtig, die üblichen Fehler zu vermeiden und einen guten Plan zu haben“, so Fieres. Abschließend verwies er in seiner Keynote auf eine Maxime der Eishockey-Legende Wayne Gretzky, die auch auf die automobile Welt zutreffe: „Ich gehe dahin, wo der Puck sein wird – nicht dahin, wo er war.“
Differenzierung der Antriebe im Nutzfahrzeug
Der Wandel ist da – auch im Nutzfahrzeugbereich. Dabei läuft es auf eine Differenzierung der Antriebskonzepte, abhängig vom jeweiligen Use Case, hinaus. „Batterieelektrische Nutzfahrzeuge halte ich für einfache Einsatzprofile mit planbarem Fernverkehr für eine sehr gute Lösung. Wasserstoff-basierte Antriebe machen insbesondere dort Sinn, wo die Notwendigkeit einer schnellen Energiezufuhr besteht“, schilderte Christian Gropp (Daimler Truck) in seiner Keynote. Gleichzeitig unterstrich er: Flottenbetreiber würden nur dann in CO2-neutrale Lkw investieren, wenn die Fahrzeuge wirtschaftlich wettbewerbsfähig sind. Energiepreise, Mautgebühren und Subventionen haben nach seinen Worten großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit und dürften zu weltweit unterschiedlichen Entwicklungen führen.
„EURO 7 ist mehr als EURO 6 mit neuem Namen“
Die Rolle der Gesetzgeber und die Bedeutung zukünftiger regulatorischer Vorgaben wurde im Rahmen der Dritev ebenfalls intensiv diskutiert. Benjamin Krieger (CLEPA) bezog aus Sicht des Zuliefererverbandes Position zur aktuell diskutierten Norm EURO 7. Der Vorschlag der EU-Kommission sei gut ausbalanciert und mit einigen Verbesserungen umsetzbar. „Dabei handelt es sich nicht nur um die EURO 6 mit neuem Titel, sondern um eine signifikante Verschärfung der geltenden Regeln“, macht Krieger deutlich. Die neue Norm könne ein wichtiger Impuls sein, um zu einem Gewinn an Luftqualität in den Städten beizutragen. Dazu werde unter anderem der Bremsen- und Reifenabrieb stärker in die Gesamtbetrachtung einbezogen. Gleichzeitig machte Krieger klar: „Die Entscheidung über EURO 7 sollte schnell erfolgen. Die neue Abgasnorm muss umsetzbar sein, die Wettbewerbsfähigkeit erhalten und unterstützend für die Zukunft der Automobilindustrie sein.“
Wechsel in der Tagungsleitung
Der fachliche Austausch auf dem aktuellen Stand der Technik sowie die zahlreichen Möglichkeiten zum Netzwerken fanden großen Anklang bei den Teilnehmenden. Inhaltlich hat die Dritev in den vergangenen Jahren immer stärker den elektrifizierten Antriebsstrang in den Fokus genommen. Die klassischen Getriebethemen werden mehr und mehr verdrängt. Diese Entwicklung wird im Hinblick auf den nächsten Kongress 2024 noch weiter forciert. Tagungsleiter Matthias Zink (Schaeffler) zeigte sich von der inhaltlichen Weiterentwicklung der Dritev überzeugt – und kündigte gleichzeitig einen personellen Wechsel ab dem kommenden Jahr an: Konstantin Neiss (Mercedes-Benz) wird ab 2024 von Matthias Zink die Aufgaben als Tagungsleiter und Programmausschussleiter übernehmen. Die stellvertretende Leitung liegt zukünftig in den Händen von Thomas Pfund (Schaeffler Automotive Buehl).
Dritev am 12. und 13. Juni 2024
Der 24. Internationale VDI-Kongress Dritev findet am 12. und 13. Juni 2024 in Baden-Baden statt. Anmeldung und Programm unter https://www.vdi-wissensforum.de/dritev/ oder über das VDI Wissensforum Kundenzentrum, Postfach 10 11 39, 40002 Düsseldorf,
E-Mail: wissensforum@vdi.de, Telefon: +49 211 6214-201, Telefax: -154.