08.09.2020
Top-Innovator 2020: Interview mit Timo Taubitz
Vor kurzem wurde das VDI Wissensforum als eines der 100 innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand ausgezeichnet. Der Award basiert auf einer Analyse des Instituts für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien und wird einmal jährlich vergeben.
Was das VDI Wissensforum innovativ macht, warum Innovationsmanagement nicht hip, sondern kontinuierliche Arbeit ist und weshalb Mut zur Innovation sich gerade in Krisenzeiten auszahlt, berichtet Geschäftsführer Timo Taubitz im Interview.
Herr Taubitz, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung des VDI Wissensforums als eines der innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand.
TT: Vielen Dank. Ich freue mich sehr über den Preis: Er zeigt, dass unser Change-Prozess, den wir vor einigen Jahren angestoßen haben, Früchte trägt. Der Award spiegelt aus meiner Sicht die Leistungsfähigkeit und die Innovationsfreude des gesamten VDI-Wissensforum-Teams wider. Wandel erfordert Mut – und dafür werden wir jetzt belohnt!
Wie sieht Wandel beim VDI Wissensforum aus?
TT: Das VDI Wissensforum hat sich seit 2017 stark verändert. Für uns stand von Beginn an fest: Wenn wir innovativer werden wollen, müssen wir dem gesamten Team den Raum dafür geben. Das haben wir von vorneherein konsequent umgesetzt. Die Mitarbeiter haben in verschiedenen Workshops und anderen interaktiven Formaten selbst definiert, wie sie zukünftig zusammenarbeiten möchten. Dazu haben wir nicht nur unsere neuen Büroräume auf einer riesigen Freifläche in Pappe selbst entworfen, sondern auch die bisherigen Management-Strukturen und die Art unserer Zusammenarbeit hinterfragt. Das Ergebnis war ein weitreichendes New-Work-Konzept, das wir nach und nach umgesetzt haben. Dazu gehören z.B. auch fortlaufende interne Formate, mit denen wir den Austausch zwischen den Abteilungen fördern und die Kommunikation anregen wollen.
Wie kann ich mir solche Formate bei Ihnen im Unternehmen vorstellen?
TT: Wir setzen auf Formate, die den passenden Rahmen bieten, um Informationen zu teilen und Wissen aufzubauen. Z.B. haben wir Brownbag Sessions etabliert: Wir nutzen die Mittagspause, um kurze Vorträge zu verschiedenen Themen anzubieten. Dabei verfolgen wir das Prinzip „von Mitarbeitern für Mitarbeiter“: Wer ein interessantes Thema hat, in dem er oder sie Expertenwissen gewonnen hat, kann dieses Know-how mit den Kollegen teilen. Dazu gibt es vom Unternehmen gesponsorte Snacks - und im Anschluss immer angeregte Fragerunden und Diskussionen. Ein weiteres Format sind unsere Open Days: In parallelen Sessions á 20 Minuten stellen Mitarbeiter dem gesamten Team Themen vor, leiten Brainstormings oder fragen Ideen ab. Das Format ersetzt unsere früheren Mitarbeiterversammlungen. Vorab gibt die Geschäftsführung einen Überblick über aktuelle Entwicklungen oder wichtige Themen. So haben wir einen guten Mix aus informativen und interaktiven Inhalten und können eine ganze Bandbreite verschiedener Themen vorstellen und diskutieren.
Die Formate sind alle auf Austausch und Kommunikation im Team ausgerichtet. Wie setzen Sie diese während der Beschränkungen durch Corona um?
TT: Unsere Open Days führen wir seit März digital weiter. Seit dem Frühjahr sehen wir uns in unserem Open Workspace nicht mehr in kompletter Besetzung, da wir zunächst alle mobil gearbeitet haben und auch jetzt der Anteil an mobilen Arbeitstagen bei den meisten höher ist als zuvor. Zum Glück hatten wir zu Beginn der Kontaktbeschränkungen bereits alle technischen Möglichkeiten, um sofort allen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, außerhalb der Büroräume zu arbeiten. Ein flexibles IT-Konzept war Teil unseres Change-Prozesses und es zeigt sich hier einmal mehr, dass es sich lohnt, frühzeitig Veränderungen anzustoßen und nicht erst, wenn kein Weg mehr daran vorbei führt.
Die von Ihnen bislang beschriebenen Veränderungen sind sehr stark auf die Unternehmenskultur und damit zusammenhängende Themen wie interne Kommunikation ausgerichtet. Wie spiegelt sich Innovation denn in Ihren Produkten nach außen hin wider?
TT: Die Veränderung der internen Strukturen und des Mindsets sind nur der erste Schritt. Wir haben einen eigenen Bereich „Innovation Management“ als Stabstelle ins Leben gerufen. Einerseits geht es natürlich darum, neuartige Formate und Methoden intern zu etablieren, aber natürlich arbeitet das Team auch an innovativen Fach- und Netzwerkveranstaltungen und bringt neue Produkte auf den Markt. So haben wir mit dem Technical Online Course – wir nennen ihn kurz TOC – eine modulare digitale Weiterbildung entwickelt, mit der Ingenieure sich nicht nur auf spielerische Art und Weise in einer virtuellen Welt neues Wissen aneignen können, sie erhalten zum Schluss auch ein Zertifikat, das sie beruflich weiterbringt. Z.B. bieten wir das Zertifikat „VDI certified Professional for Automotive Software Project Management“ an. Die Teilnehmer schlüpfen hier in die Rolle eines Automobil-Software-Projektmanagers und erwerben storybasiert das notwendige Wissen, um ein Software-Projekt in der Realität umsetzen können. Dabei nutzen wir unter anderem Micro-Learning und Quizzes, mit denen gelernte Inhalte abgefragt, aufgefrischt und konserviert werden.