„Smarte“ Bau- und Projektleitung in der TGA als Garant für erfolgreiche Bauprojekte

Aktuelle Situation

Unter einem Fehler im Baubereich wird die Abweichung oder Nichterfüllung vom Vertragssoll in Bezug auf Regelkonformität, Funktionalität, Termine, Kosten, Beschaffenheitswerte, Gebrauchsfähigkeit und Qualität verstanden. Bei genauerer Betrachtung heutiger Bauprojekte zeigt sich, dass häufig Fehler in Planung und Ausführung der TGA für eine Störung von Projektabläufen bis hin zum Scheitern von Projekten verantwortlich sind. Nach einer aktuellen Studie des Instituts für Bauforschung sind 25 Prozent hiervon Fehler in der Bauleitung, 21 Prozent betreffen Fehler in der Planung und 45 Prozent in der Bauausführung, wobei generell die Summe an Bauschäden und Mängelbeseitigungskosten in der TGA tendenziell stark zunimmt.

Ursachenforschung

Zweifelsohne hat sich die Komplexität und Kleinteiligkeit der TGA-Gewerke in den vergangenen Jahren erhöht. Neben den klassischen Disziplinen der Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Sanitär-, und Kältetechnik treten vermehrt Elektrotechnik, Informations- und Kommunikationstechnik, Gebäudeautomation, Monitoring, Schall- und Wärmeschutz sowie Brandschutz in den Vordergrund. Für den klassischen Objektplaner der Leistungsphasen 1 bis 9 nach HOAI bedeutet dies in der Regel die Hinzunahme von Fachingenieur:innen und Spezialist:innen, verbunden mit einem hohen Koordinationsaufwand. Insbesondere beim Übergang zwischen Planung und Bauausführung entstehen oft Informationsverluste durch unzureichende Kommunikation sowie unterschiedliche Arbeits- und Herangehensweisen der Beteiligten. Zusätzlich führen fehlerhafte oder nicht abgeschlossene Ausführungsplanungen und unterschiedliche Planstände zu Mehraufwänden und Verzögerungen in der Abwicklungsphase. Verstärkt werden diese zusätzlich durch nicht konsekutiv genutzte Fachmodelle. Hinzu kommt die wachsende Anzahl an gesetzlichen Regelungen, Normen und Richtlinien, Einbauvorschriften sowie behördliche Auflagen bei einem sich gleichzeitig verschärfenden Mangel an Fachkräften in Planung und Ausführung. Schlussendlich erschweren es dem Bauleiter / der Bauleiterin in der TGA auch fehlende Kenntnisse im Bereich des Baurechts und des Projektmanagements, die eigene gewerkeübergreifende Rolle im Baugeschehen richtig zu interpretieren und lösungsorientierte Konzepte zu entwickeln und sicher anzuwenden.

Mögliche Lösungsansätze

Das Gebot der Stunde lautet von daher: „Smarte“ Bau- und Projektleitung im Rahmen einer neuen Kultur des Bauens. Doch welche Instrumente und Methoden stehen hierfür zur Verfügung? Neben der konsequenten Nutzung eines strukturierten Controllings der Termine, Kosten und der Qualität sowie der Entwicklung von einheitlichen Standards ist ein Fokus auf eine klarere Kommunikation der am Bau Beteiligten in Verbindung mit einem integralen Planungsansatz zu legen, z. B. durch die konsequente Anwendung der BIM-Methodik über alle Leistungsphasen hinweg. Unabdingbar sind zudem die verstärkte Ausbildung von Fachkräften im TGA-Bereich und regelmäßige Schulungen von Bau- und Projektleiter:innen, die neben den fachlichen Aspekten auch rechtliche und Managementthemen beinhalten.

Zur Person

Prof. Rolf Groß studierte Versorgungstechnik an der FH Köln, Verfahrenstechnik an der RWTH Aachen und Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Südwestfalen. Er promovierte 2002 in der Fakultät Maschinenbau am Lehrstuhl für Wärmeübertragung und Klimatechnik an der RWTH Aachen. 1989 gründete er das Ingenieurbüro Plan Team GmbH mit Sitz in Lohmar, das Planungsleistungen in den Bereichen Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik für Kund:innen aus Industrie, Gewerbe und der öffentlichen Hand erbringt. Zwischen 2001 und 2011 war er bei Babcock Borsig, Fisia Babcock und Lentjes im Anlagenbau im Bereich der Bau- und Gebäudetechnik für Großwärmeerzeuger tätig. Von 2011 bis 2018 war er Professor für Anlagen- und Apparatebau an der FH Aachen im Fachbereich Energietechnik, Campus Jülich. 2018 wechselte er als Professor für Versorgungstechnischen Anlagenbau und Technische Gebäudeausrüstung (TGA) in den Studiengang Smart Building Engineering (SBE) im Fachbereich Bauingenieurwesen am Campus Bayernallee der FH Aachen. Seit Juni 2023 leitet er zudem das gleichnamige Institut ISBE an der FH Aachen.