Projektmanagement Methodenfinder: für jeden Anlass das richtige Werkzeug
Im Projektmanagement kommen viele Werkzeuge, Methoden und Tools zum Einsatz. Doch welche Tools gibt es? Welche Methode führt zu welchem Ergebnis? Und was sind Vor- und Nachteile der einzelnen Werkzeuge?
Die Onlinedatenbank “VDI-Methodenfinder” gibt einen Überblick und zeigt die jeweiligen Vor- und Nachteile auf.
Unsere Expertinnen für den Themenbereich, Deliah Gronau und Ronja Berger, stellen heute vier Methoden vor und erläutern ihren konkreten Nutzen.
Theorie der erfinderischen Problemlösung (TRIZ)
“TRIZ hilft einem dabei, elegante und kreative Lösungen zu finden, die man sich zu Beginn des Problemlösungsprozesses noch gar nicht vorstellen kann.”
Bei TRIZ handelt es sich um die Theorie der erfinderischen Problemlösung. Hierzu wird das konkrete Problem, das es zu lösen gilt, genau beschrieben und definiert. Im nächsten Schritt wird dieses zu einer allgemeinen Problemstellung abstrahiert. Mithilfe von Kreativitätstechniken oder spezifischer TRIZ-Werkzeuge wird für diese allgemeine abstrakte Problemstellung nun eine allgemeine Lösung gefunden, die zuletzt auf das spezifische Ausgangsproblem angepasst und konkretisiert wird. TRIZ erzeugt häufig valide Ansätze und bindet auch Problemlösungen mit ein, die auf den ersten Blick nicht naheliegend sind. Der Ansatz erfordert allerdings eine disziplinierte Anwendung der Methoden, da diese oftmals nicht intuitiv anwendbar sind.
Die 6 Denkhüte von De Bono
“Die 6 Denkhüte von De Bono ermöglichen eine Reise durch verschiedene Gedankenwelten und bringen Einsicht und Perspektivwechsel.”
Edward de Bono, ein maltesischer Arzt und Kognitionswissenschaftler, hat es sich zur Aufgabe gemacht. aus den eingefahrenen Denkmustern auszubrechen und neue Ideen zu finden. Doch wie hat er dies erreicht? Er entwickelte unter anderem eine Methode, um das kreative Denken zu fördern: die 6 Denkhüte.
Die Idee ist simpel, aber genial: Eine Gruppe von mindestens sechs Teammitgliedern, plus Moderator, kann die Methode anwenden. Dabei setzt jede*r einen bestimmten Hut auf – je einen weißen, roten, schwarzen, gelben, grünen und blauen Hut.
Jeder Hut repräsentiert dabei einen bestimmten Blickwinkel, um eine Fragestellung zu diskutieren. Es zählt nicht die eigene persönliche Haltung, sondern die Farbe des Hutes bestimmt, wie man zu einer Idee steht.
Der weiße Hut steht für Objektivität, Zahlen, Daten und Fakten. Der blaue Hut setzt sich für Struktur, Ordnung und Durchblick ein. Der grüne Hut hingegen steht für Kreativität, Innovation und Neuheit. Der Träger des gelben Hutes ist optimistisch und betrachtet objektive Chancen und Vorteile. Der schwarze Hut repräsentiert den Pessimisten und fokussiert sich auf Risiken und Einwände. Der rote Hut letztendlich ist subjektiv, emotional, aber auch widersprüchlich.
So nimmt jedes Teammitglied alle sechs Perspektiven der Reihe nach ein, um eine Idee oder Problemstellung ganzheitlich zu beleuchten. Es ist wie eine Reise durch verschiedene Gedankenwelten und jeder Hut bringt neue Einsichten und Blickwinkel.
Und so führen die 6 Denkhüte von Edward de Bono zu Kreativität, Innovation und neuen Ideen. Wie in einem Buch von Tolkien, in dem jede Figur ihre eigene Rolle spielt und dazu beiträgt, eine Herausforderung zu meistern, tragen auch die Hüte zur Lösung der Probleme bei.
Persona
“Mithilfe von Personas gelingt es mir, die Zielgruppe greifbarer zu machen und so das Produkt passgenau für die späteren Nutzer zu entwickeln.”
Mithilfe von Personas kann die Zielgruppe für ein Unternehmen oder ein Produkt skizziert werden. So können Marketingmaßnahmen, Zielgruppenansprachen oder das Produktdesign maßgeschneidert auf die Zielgruppe zuschnitten werden. Wer die Methode Persona anwendet, erstellt basierend auf dem vorhandenen Wissen über die Kunden Steckbriefe von fiktiven Personen. Diese fiktiven Personen können als typisierte Zielgruppenvertreter angesehen werden, die die eigentliche Zielgruppe greifbarer machen. Eine Schwäche der Persona-Methode ist jedoch, dass die Steckbriefe nur auf Annahmen, nicht aber auf tatsächlich ermittelten Daten basieren. Personas können von Einzelpersonen, aber auch von Kleingruppen angefertigt werden.
Working out Loud (WOL)
“Working out Loud schafft ein Netzwerk zum Teilen von Wissen und (beruflichen) Erfahrungswerten.”
Insbesondere in Zeiten von Remote-Arbeit und der Debatte darüber, ob mehr Arbeit im Büro oder zu Hause verrichtet werden sollte, gewinnt Working out Loud (WOL) als Methode an Relevanz. WOL ist ein Konzept zur Förderung von Zusammenarbeit, Teilen von Wissen und zum Aufbau von Beziehungen innerhalb von Organisationen.
Im Kern geht es darum, nicht nur im stillen Kämmerlein zu arbeiten, sondern aktiv mit Kolleginnen und Kollegen in den Austausch darüber zu treten, was man tut, was man lernt und welche Erfahrungen man macht. Auf diese Weise entsteht ein Netzwerk von Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und dazu beitragen, dass Ziele schneller und effektiver erreicht werden können.
Dabei geht es nicht nur um das Weitergeben von Fakten und Daten, sondern auch um die persönlichen Erfahrungen und Einsichten, die man bei der Arbeit gewinnt. Durch den Austausch von Wissen können alle Beteiligten voneinander lernen und sich weiterentwickeln.
Auch geht es nicht darum, Wissen zu horten oder Konkurrenten auszustechen, sondern darum, gemeinsam erfolgreich zu sein. Diese Kultur des Teilens kann ebenso dazu beitragen, Silos und Abteilungsdenken innerhalb von Organisationen zu überwinden.
Insgesamt ist die Methode des Working out Loud somit ein vielversprechendes Konzept zur Förderung von Zusammenarbeit und Wissenstransfer innerhalb von Organisationen. Insbesondere in Zeiten von Remote-Arbeit kann es dazu beitragen, dass Teams effektiver zusammenarbeiten und Ziele schneller erreicht werden.
Empfehlung: Die richtige Methode im Projekt finden
Im Statusreport der VDI-Gesellschaft Produkt- und Prozessgestaltung (VDI-GPP) finden sich begleitentend zum VDI-Methodenfinder Erfahrungsberichte aus unterschiedlichen Situationen des Projektmanagementalltags. Er gibt weitere Informationen zur Anwendung der Datenbank und soll dazu anregen, Neues auszuprobieren oder altbekannte Methoden anzupassen.