24.05.2019
Pluralität der Antriebskonzepte - Neue gesetzliche Herausforderungen werden ab 2023 die Antriebstrangentwicklung prägen
Hybride Antriebskonzepte, teil- und vollelektrifizierte Fahrzeuge: Die automobile Welt befindet sich in einem grundlegenden Veränderungsprozess. Die kommenden Jahre dürften als Übergangsphase von einer Vielzahl unterschiedlicher Antriebsmodule und Antriebstrangbaukästen geprägt sein. Hinzu kommen sich weiter verändernde gesetzliche Bestimmungen weltweit. Welche gesetzlichen Herausforderungen auf konventionelle und teilelektrifizierte Antriebsstränge ab 2023 zukommen werden und was das für OEMs sowie für Zulieferer bedeutet, diskutiert Dr.-Ing. Franz Bäumel, Leiter Entwicklung R-Ottomotoren und Getriebe, Audi AG, Ingolstadt in seinem Vortrag auf der „Dritev – Getriebe in Fahrzeugen“ am 10.-11. Juli 2019 in Bonn.
Eines sei ganz klar, so Dr. Bäumel: „Das langfristige Ziel lautet Zero Emission. Das werden wir flottenweit um das Jahr 2050 sehen. Spannend ist die Frage, wie der Weg dorthin verläuft.“ Vor allem die beiden Jahrzehnte zwischen 2020 und 2040 dürften von einem hohen Maß an Diversifizierung geprägt sein – mit unterschiedlichen Konzepten der Hersteller und somit jeweils eigenen Herausforderungen. „Danach, ab etwa 2040, dürfte es wiederum einfacher oder zumindest überschaubarer werden, wenn sich die Lösungen auf lange Sicht herauskristallisieren“, so der Dritev-Referent weiter.
Zugleich verändert sich auch der Bedarf nach individueller Mobilität. Spannend ist somit die Frage, wer die richtige Antwort auf diese Megatrends findet und auf welche Lösungen sich die Hersteller jeweils konzentrieren. In dieser Hinsicht bildet die „Dritev 2019“ eine willkommene Diskussions- und Meinungsplattform – insbesondere auch für die Zulieferer, auf die nicht minder große Veränderungsprozesse zukommen. Wer heute etwa fast ausschließlich Komponenten für Verbrennungsmotoren herstellt, wird ebenfalls grundlegend umstellen müssen. „Wir haben einen sehr starken Mittelstand in der deutschen Automotive-Welt. Dieser muss unbedingt erhalten bleiben“, unterstreicht Dr. Bäumel weiter.
Simplifizierung lautet der Megatrend mit Blick auf die Getriebetechnik: „Bei reinen batterieelektrischen Autos werden die Getriebestufen viel einfacher sein auf lange Sicht. Interessant dürfte auch hier die Übergangszeit werden“, unterstreicht der Getriebefachmann weiter. Analog zu den verschiedenen Elektrifizierungsgraden werden sich auch auf Getriebeseite verschiedene Lösungen nebeneinander behaupten, ist der Experte überzeugt.
Auf OEMs und Automobilzulieferer kommen zudem neue formelle Anforderungen zu. Neue gesetzliche Vorgaben befinden sich spätestens ab 2023 in der Pipeline. Die Gesetzgebungen in den drei global wichtigsten Märkten Europa, Asien und Nordamerika verlaufen dabei weiterhin nicht parallel, es gibt deutliche Unterschiede – „wobei China und Europa näher beieinander sind als die USA“, erklärt Bäumel. „Sowohl in Europa als auch in China rechnen wir bis 2023/24 mit den nächsten Schritten in der Gesetzgebung: im Hinblick auf die weitere Limitierung von Schadstoffen, weitere CO2-Reduzierungen und in der Steuerung des technologischen Wandels durch entsprechende Vorgaben, zum Beispiel Quoten für bestimmte Technologien wie batterieelektrische Antriebe). Das wird grundlegende Auswirkungen auf Motoren- und Getriebetechnik haben.“