Nachhaltiges Bauen oder auch: „die Sonne schickt keine Rechnung“

Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dabei ist es wichtig, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, nämlich:

  • wirtschaftlich effizient,
  • sozial gerecht und
  • ökologisch tragfähig

gleichmäßig zu betrachten. Um die globalen Ressourcen langfristig zu erhalten, sollte Nachhaltigkeit die Grundlage aller Entscheidungen sein.

Kerngedanke des nachhaltigen Bauens ist, die vielschichtigen und komplexen Anforderungen an ein Gebäude bestmöglich zu erfüllen und die unterschiedlichen Interessen in Einklang zu bringen. Die Gebäude werden zusammen mit ihrer Umgebung und den Nutzer*innen als ganzheitliches System betrachtet. Neben dem Energieverbrauch werden auch andere wesentliche Faktoren, z. B.:

  • Lebenszyklus der verwendeten Materialien,
  • Auswirkungen auf die Gesundheit und
  • Flächenbedarf

bewertet.

In Deutschland entfallen auf die Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs. Weniger als 20 Prozent der Anlagen befinden sich aus energetischer Sicht auf dem Stand der Technik. Die übrigen sind veraltet und ineffizient.

Das zeigt, dass nachhaltiges Handeln sich auszahlt, ob im privaten Bereich oder im Gewerbe und der Industrie, sowohl für den Bestand als auch für den Neubau.

Davon profitiert nicht nur das Klima, sondern gleichermaßen auch die Gesellschaft – und nicht zuletzt profitieren, als direkt Betroffene, die Ressourcenverbraucher*innen, die erhebliche Kosten einsparen.

Unsere Branche kann zur Bewältigung dieser Herausforderungen einen erheblichen Beitrag leisten. Bezogen auf die technische Gebäudeausrüstung ist es wichtig, ein ganzheitliches Denken zur sinnvollen Energienutzung zu entwickeln. An erster Stelle steht hier die Entwicklung von hocheffizienten Gebäudehüllen mit einer Gebäudeausrichtung zur weitgehend passiven Solarnutzung, innovative Maßnahmen der Bauphysik und parallel dazu Energiekonzepte mit der Nutzung von regenerativen Energien.

Um eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen, müssen sinnvolle Energiekonzepte entworfen werden, um regenerative Energien nutzen zu können.

Beispielhaft soll hier genannt werden:

  • Nutzung von thermischer Solarenergie für Heizung und Kühlung – die Sonne schickt keine Rechnung
  • PV-Module zur aktiven Stromerzeugung
  • Thermische Nutzung aktiver Bohrpfähle, wenn die statischen Anforderungen es fordern
  • Erdwärme-Luftkanäle zur Nutzung der Erdreichtemperatur im Heiz- und Kühlfall
  • Nutzung von thermischen Auftriebssystemen und Schwerkraftkühlsystemen (GraviVent-Kühlung) in der Klimatechnik
  • Nutzung von natürlichen Energiequellen wie Grundwasser, Erdreichwärme oder Luft
     

Einen entscheidenden Anteil an der Nutzung regenerativer Energien hat die Wärmepumpentechnik. Wärmepumpen sind die erste Wahl, wenn es darum geht, Heizungssystem und umweltschonende Wärmeerzeugung zusammenzubringen. Die Energie, die die Wärmepumpe nutzt, stellt die Umwelt unbegrenzt zur Verfügung. Das vollwertige Heizsystem benötigt nur die Stromkosten für Antrieb und Pumpe. Damit sind sie unabhängig von fossilen Brennstoffen und tragen aktiv zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und zum Klimaschutz bei und erfüllen die Anforderungen an Nachhaltigkeit.

Die Nutzung folgender natürlicher Wärmequellen stehen für Wärmepumpen zur Verfügung:

  • Wärme aus dem Grundwasser
  • Wärme aus dem Erdreich mit Erdreich-Tiefensonden oder Erdreichflächenkollektoren
  • Wärme aus der Luft

Durch die Klimaveränderung mit immer höheren Temperaturen im Sommerfall, wird die Gebäudekühlung immer wichtiger – und zwar mit regenerativen Energiesystemen.

Damit wären wir wieder bei der Wärmepumpentechnik. Alle Systeme zur Nutzung von natürlichen Energiequellen haben den Vorteil, dass im Sommerfall die Wärmepumpentechnik zur Gebäudekühlung umgekehrt werden kann – Schlagwort: passive Kühlung.

Um eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen, stehen wir auch den nachfolgenden Generationen in der Verantwortung, hocheffiziente und kostengünstige Systeme zur Nutzung von regenerativen Energien zu entwickeln.

Es gibt viele Optionen, Nichtstun ist die schlechteste.

Zur Person

Herr Dipl. Ing. (FH) Kurt Güttinger studierte an der Fachhochschule München Versorgungstechnik. Er gründete 1978 das Ing.-Büro Güttinger und ist seit 2021 Geschäftsführer der Güttinger Ingenieure PartGmbB in Kempten im Allgäu. Das Ingenieurbüro hat sich auf Heizungs-, Sanitär-, Raum- lufttechnik, Umwelthygiene und Schadstoffanalytik in Innenräumen spezialisiert. Herr Güttinger ist zugelassener Energieberater beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Deutschen Energie-Agentur (Dena).

Unser Weiterbildungstipp:

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"Fachingenieur Nachhaltiges Bauen und Sanieren VDI" 
kennen und qualifizieren Sie sich weiter!