Welche Chancen verbinden sich mit dem Digitalen Zwilling und dem industriellen Metaverse für Effizienz, Produktivität und Nachhaltigkeit? 

Die industrielle Produktion verändert sich von Grund aus. Digitalisierung und Disruption bilden dabei zwei Seiten derselben Medaille. Hinzu kommen globale Trends wie veränderte Kundenanforderungen, neustrukturierte Wertschöpfungsketten, Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen und die „Regionalisierung“ der Fertigung – näher an dem Ort, an dem die Produkte später auch verwendet werden. Um Produktionsanlagen der Zukunft für diesen Bedarf zu konzipieren, sind neue Ansätze notwendig, vom Digitalen Zwilling bis zum industriellen Metaverse. 

Das hohe Tempo der Disruption 

„Veränderungen gab es in der Fertigungsindustrie selbstverständlich schon immer. Neu ist heute allerdings die deutlich höhere Geschwindigkeit der Disruption. Daraus erwachsen große Herausforderungen für Menschen und Organisationen“, schildert Dr. Mathias Oppelt, Head of customer-driven Innovation, Siemens Digital Industries, Nürnberg. Im Rahmen der VDI Konferenz „Der Digitale Zwilling in der industriellen Wertschöpfung“ (23. und 24. Oktober 2023, Leinfelden-Echterdingen) wird er beschreiben, wie sich mit 4D die Zukunft der industriellen Produktion und Automation gestalten lässt. „Die Anforderungen an Tempo, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit steigen enorm. Die entscheidende Frage lautet: Wie lässt sich eine Anlage für ein Produkt designen, das ich heute noch gar nicht kenne?“, so Dr. Oppelt weiter.
 

Horizontale und vertikale Integration 

Vier Dimensionen tragen nach seinen Worten dazu bei, Unternehmen für diese Herausforderungen erfolgreich aufzustellen. Die horizontale und die vertikale Integration stellen dabei die ersten beiden Dimensionen dar: Indem sowohl horizontale als auch vertikale Wertschöpfungsketten im Unternehmen integriert werden, lassen sich Mehrwerte erzielen. Auf diese Weise wird es möglich, dass relevante Daten nahtlos vom Design bis zur Produktion sowie aus dem Produktleben zurück zum Design für eine permanente Produktverbesserung fließen können – ganz im Sinne eines geschlossenen Kreislaufs. 
 

Digitaler Zwilling verbindet reale und digitale Welt 

Als dritte Dimension sind Digitale Zwillinge in der Lage, ein Produkt über alle Phasen seines Lebenszyklus hinweg abzubilden. Damit werden sie zum integralen Bestandteil der Wertschöpfungskette – von der Planung über die Produktion bis zum Verkauf und den After-Sales-Aktivitäten. Dr. Oppelt schildert weiter: „Der Digitale Zwilling ermöglicht die Integration zwischen realer und digitaler Welt. Viele Unternehmen nutzen bereits die Vorteile des Digitalen Zwillings für das Design, um schneller Produkte entwickeln und weiter optimieren zu können. Viele Chancen zur Optimierung der Produktion hingegen bleiben noch ungenutzt.“ 
 

Die vierte Dimension des industriellen Metaverse 

Hier kommt die vierte Dimension ins Spiel: die Weiterentwicklung hin zu einem industriellen Metaverse, in dem abteilungsübergreifende Teams virtuell direkt in der Anlage zum Beispiel aktuelle Design- und Produktionsfragen diskutieren können. „Dies wird der entscheidende Schritt sein, um die industrielle Produktion auf das nächste Level zu heben“, ist Dr. Oppelt überzeugt. Denn mit dem Metaverse verbinden sich neue Möglichkeiten der Kollaboration und der direkten Integration von Engineering, Design und Produktion – im Unternehmen und darüber hinaus. 
 

Unternehmensübergreifende Integration 

Der nächste logische Schritt wird es nach Ansicht des Experten sein, Digitale Zwillinge auch unternehmensübergreifend zu integrieren: „Wertschöpfungsketten wandeln sich somit zu Wertschöpfungsnetzwerken, die noch mehr Potenziale zur Optimierung der Produktion eröffnen“, sagt Dr. Oppelt weiter. Zu den Voraussetzungen dafür werde es gehören, dass Unternehmen sich öffnen und bereit sind, Produktdaten teils digital weiterzugeben. Der damit verbundene Vorteil: Prozessdaten des Vorunternehmens können beispielsweise dazu beitragen, die nachfolgende Produktion zu optimieren und somit sprunghafte Produktivitätssteigerungen zu erzielen – entscheidend für eine nachhaltigere Fertigung von morgen.
  

Vom Egosystem zu Ecosystemen 

„Herausforderungen stoppen nicht an Grenzen, die wir Menschen künstlich schaffen. 4D in der industriellen Zukunft wird daher nur gemeinsam funktionieren – vom heutigen Egosystem wird sich die Industrie zu gemeinsamen Ecosystemen wandeln“, unterstreicht Dr. Oppelt abschließend. Vielfältige Einblicke in den Digitalen Zwilling, die Perspektiven des industriellen Metaverse und die damit verbundenen Chancen für die industrielle Wertschöpfung gibt die VDI Konferenz am 23. und 24. Oktober 2023. Namhafte Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft werden in ihren Vorträgen den aktuellen Stand der Technologie beschreiben, Einblicke in neue digitale Geschäftsmodelle geben und konkrete Anwendungsbeispiele aus der Praxis vorstellen.  

Das gesamte Konferenzprogramm und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: https://www.vdi-wissensforum.de/weiterbildung-maschinenbau/digital-twin/ 

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Zum Autor

Dr. Mathias Oppelt leitet eine kundenorientierte Innovations- und Entwicklungseinheit bei Siemens Digital Industries. Seine Leidenschaft ist es, gemeinsam mit Kunden die Industrie zu verändern. Mathias Oppelt verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Simulation, Digitalisierung und Automatisierung. Er baute das Simulations- und Digitalisierungszentrum von Siemens Digital Industries auf und leitete es, bevor er begann, die "Future of Industrial Operations" zu entwickeln. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren für Siemens in verschiedenen Positionen, unter anderem in den Bereichen Strategie, Projektgeschäft, Produktmanagement und Softwareentwicklung, hauptsächlich mit dem Fokus, das Potenzial von Menschen, Organisationen und Technologieportfolios zu erschließen.