Gesucht: Innovative Kraftstoffe für die Zukunft
Das Ziel ist klar: Emissionen im Verkehr weiter reduzieren, bis das Langfristziel „zero emissions“ in Reichweite kommt. Der Weg dorthin? Noch nicht eindeutig. Dr. Wolfgang Warnecke von Shell jedenfalls ist überzeugt, dass elektrische Antriebe nicht ausschließlich die Mobilität von morgen dominieren werden: „Die Batterie-Elektrifizierung des Antriebs wird beileibe nicht für jede Mobilitätsanforderung der beste Lösungsweg sein – allein schon, wenn man an schwere Nutzfahrzeuge sowie an die Langstrecke denkt. Wir sollten wieder viel stärker auch über andere Optionen nachdenken, wie Wasserstoff für Brennstoffzellen, oder auch CO2 reduzierende flüssige oder gasförmige Kraftstoffe, wie Erdgas, biogene oder synthetische Kraftstoffe.“
Bei der Emissionsdiskussion sollte viel stärker zwischen den lokalen Emissionen und den klimaschädlichen CO2-Emissionen unterschieden werden, so Warnecke weiter: „Wenn es uns um Klimaschutz geht, können wir nicht an der erneuerbaren Energiegewinnung und synthetische Kraftstoffe Power to X vorbeigehen. Auch Wasserstoff erhält zunehmend die Aufmerksamkeit, die es verdient“, führt er weiter aus. „Die entscheidende Frage lautet dabei, wie lässt sich aus erneuerbarer Elektrizität ein sinnvoller Energieträger für den Transportsektor gewinnen.“ Auf dem Internationalen Motorenkongress des VDI Wissensforums am 18.-19.02.2020 in Baden-Baden moderiert Warnecke unter anderem einen Themenblock mit der Überschrift „Wege zur PTX-Industrialisierung“.
Reichweiten-, Gewicht der Energiespeicherung- und Kostenprobleme werden auf absehbare Zeit die Elektromobilität an Grenzen bringen, ist Warnecke weiter überzeugt. Angesichts der jederzeit verfügbaren erneuerbaren Quellen wie etwa Solarenergie sei es hoch interessant, auf diesem Weg Kraftstoffe zu gewinnen und für Verbrennungsmotoren nutzbar zu machen. „Bei der Konversion von erneuerbarer Energie in nutzbare Kraftstoffträger stehen die Frage des energetischen Gesamtwirkungsgrad und der Kosten, sowie die Frage der Speicherfähigkeit im Mittelpunkt.“ Besonders interessant seien unter diesen Aspekten auf absehbare Zeit die Nutzung von Wasserstoff bzw. Brennstoffzellenantrieben – im Pkw ebenso wie im Nutzfahrzeug.
Warnecke erläutert weiter: „Je weniger Energie zu speichern ist, desto sinnvoller ist es, dies in Batterien zu machen, beispielsweise für E-Bikes, Scooter, Zwei- und Dreiräder, sowie Kurzstreckenfahrzeuge.“ Für größere Pkw und Nutzfahrzeuge räumt er Wasserstoff und Brennstoffzellen die größten Potentiale ein. „Im Langstreckentransport großer Einheiten, also in der Luft- und Schifffahrt, erscheint es zielführend, chemisch gebundene, erneuerbare Energie einzusetzen.“
In jedem Fall kristallisiert sich für den Experten heraus, dass in Zukunft ein einziger Energieträger – wie über Jahrzehnte aus Erdöl gewonnen, Diesel oder Jet-Fuel – nicht mehr ausreichen wird. „Der Markt wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stark diversifizieren, abhängig von der konkreten Nutzung, und den Anforderungen der einzelnen Märkte. Das betrifft die Fahrzeug- und Motorentechnik ebenso wie die Energielieferanten.“