Führen ohne Vorgesetztenfunktion und KI im Management

Das Konzept des „Führens ohne Vorgesetztenfunktion“

Dieses Konzept ist besonders in modernen, flachen Organisationsstrukturen oder in projektorientierten Arbeitsumfeldern relevant. Es bezieht sich auf die Fähigkeit, Einfluss auf andere auszuüben, sie zu motivieren und in eine bestimmte Richtung zu lenken, ohne dabei formelle Autorität oder eine hierarchische Position innezuhaben. Dabei geht es darum, Führungsqualitäten und -fähigkeiten einzusetzen, um Teams zu leiten oder Projekte voranzutreiben, ohne dass man offiziell als Führungskraft benannt ist.

Um dies erfolgreich umzusetzen, benötigt die Führungskraft zahlreiche Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Empathie und emotionale Intelligenz. Ebenso wichtig ist eine hohe fachliche Kompetenz, die Autorität und Glaubwürdigkeit verleiht. Vergleicht man dieses Anforderungsprofil mit dem einer modernen Führungskraft mit Vorgesetztenfunktion, sind die Unterschiede nicht groß. Im Wesentlichen liegen sie in der Weisungs- und Entscheidungsbefugnis sowie der Personalverantwortung.

Direkte und indirekte Führung

Um zu überlegen, wie KI die Führungskraft unterstützen kann, ist es hilfreich, zwischen direkter und indirekter Führung zu unterscheiden. Direkte Führung bezieht sich auf die unmittelbare, persönliche Interaktion zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden, oft gekennzeichnet durch Entwicklungsgespräche, Kritikgespräche und direkte Anweisungen. Indirekte Führung hingegen nutzt Systeme und Prozesse, um Einfluss auszuüben, ähnlich wie eine Arbeitsanweisung, die Anwendende schrittweise durch einen Prozess führt, ohne persönliche Anwesenheit der Führungskraft. Eine effektive Führungskraft strebt stets danach, beide Ansätze zu optimieren, um einen hohen Wirkungsgrad  zu erzielen.

KI im Management

In einer zunehmend digitalisierten Welt kann der Einsatz von KI entscheidend für den Erfolg einer Führungskraft sein.

KI kann im Bereich der direkten Führung die persönliche Effizienz steigern und mehr Raum für die menschlichen Aspekte der Führung schaffen. Sie ermöglicht es, die Wirkung pro Stunde zu erhöhen und somit mehr Zeit für strategische Aufgaben und die Entwicklung der Mitarbeitenden zu haben. Ein konkretes Beispiel ist der Einsatz von ChatGPT, einem KI-Modell von OpenAI, das zur Unterstützung bei der Erstellung von E-Mails, der schnellen Informationsaufbereitung und der Vorbereitung von Mitarbeitendengesprächen verwendet werden kann.

Im Bereich der indirekten Führung kann KI zum Beispiel durch den Einsatz von Chatbots eine entscheidende Rolle spielen. Angenommen, eine Führungskraft ist auf Dienstreise und nicht erreichbar: Ein individuell trainierter KI-Chatbot könnte einspringen, indem er den Teammitgliedern sofortigen Zugang zu relevanten Informationen bietet und konkrete Lösungsvorschläge für aktuelle Probleme liefert. So bleibt der Arbeitsfluss ungestört, und Entscheidungen können auch ohne direkte Führung getroffen werden.

    Implementierung von KI in Führungsprozesse

    Um KI erfolgreich in den Führungsalltag zu integrieren, ist eine strategische Herangehensweise erforderlich. Zuerst gilt es, den Rahmen zu setzen, dann die gewünschten Ergebnisse klar zu definieren und schließlich die konkrete Umsetzung zu planen. Die folgenden Überlegungen können dabei helfen:

    • Rahmen setzen: Bestimmen Sie den Kontext, in dem KI eingesetzt werden soll. Welche spezifischen Ziele und Anforderungen hat Ihre Organisation? Überlegen Sie, welche Prozesse durch KI unterstützt oder optimiert werden können und wie ethische sowie technische Rahmenbedingungen definiert werden müssen.
    • Ziele klar definieren: Formulieren Sie präzise, welche Ergebnisse Sie durch den Einsatz von KI erreichen möchten – sei es die Automatisierung von Routineaufgaben, die Verbesserung der Entscheidungsfindung oder die Optimierung der Kommunikation im Team. Klare Ziele helfen, die KI gezielt und wirkungsvoll einzusetzen.
    • Umsetzung konkret planen: Wählen Sie geeignete Technologien und Tools aus und integrieren Sie diese in Ihre bestehenden Strukturen. Planen Sie zudem notwendige Schulungen, um sicherzustellen, dass Führungskräfte und Mitarbeitende den Übergang zu KI-gestützten Prozessen erfolgreich meistern und das volle Potenzial der Technologie ausschöpfen können.

    Fazit

    Die Integration von KI in Führungsprozesse bietet eine vielversprechende Möglichkeit, die Effizienz und Wirksamkeit von Führungskräften zu steigern. Führungskräfte ohne formelle Vorgesetztenfunktion können durch KI ihre Führungswirkung maximieren und Teams effektiver steuern. Die Zukunft der Führung wird durch eine ausgewogene Kombination aus technologischer Unterstützung und menschlicher Intuition geprägt sein. Führungskräfte, die sich frühzeitig mit diesen Entwicklungen auseinandersetzen, sind bestens aufgestellt, um die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu meistern.

    Über den Autor:

    Gary Lee Lauf, geboren 1984 in Hamburg, ist Wirtschaftsingenieur, zertifizierter KI Consultant und seit vielen Jahren Führungskraft. Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung im technischen Großhandel und der Industrie hat er in der Praxis gelernt, wie man Teams erfolgreich führt und technologische Innovationen umsetzt. 2023 gründete er die KI Unternehmensberatung GmbH, um Unternehmen bei der Einführung moderner KI-Lösungen und der Optimierung von Geschäftsprozessen zu unterstützen. Dabei kombiniert er theoretisches Wissen mit umfassender Führungserfahrung, um Unternehmen beim aktiven Gestalten des technologischen Wandels zu beraten.