Einfacher überzeugen - mit kurzen Sätzen und "Zahlen-Daten-Fakten"

"Durch die homogene Verbindung mit der polyethylenen Beschichtung wird die Faserarmierung dauerhaft befestigt sowie der Herausziehwiderstand und gleichzeitig die Langzeitschubkraftübertragung erhöht." - "Die Hybrid-Ansätze basieren grundsätzlich technisch auf einem Greenfield-Ansatz. Es wird im Rahmen dieser Ansätze eine neue Systemlandschaft für das S/4HANA aufgebaut." - " Außerdem ist das Abspielen von Musik auf der Headunit via Bluetooth Audiostreaming möglich, wenn das Mobiltelefon ein Bluetooth fähiges Gerät mit A2DP-Standard ist."

Viele Sachverhalte sind bei genauerem Hinsehen tatsächlich kompliziert. Punkten werden Sie allerdings, wenn Sie Ihre Themen einfach und verständlich vermitteln. Wir denken dabei noch häufig von unserem Kenntnisstand her, vom Produkt oder von sachlichen Argumenten. Doch Zuhörer erwarten, dass ihre Interessen erkannt werden. 
 

  • Wer ist meine Zielgruppe?
  • Welche Vorkenntnisse haben meine Zuhörer?
  • Was können sie verstehen?


Kurz ist klasse! und besser verständlich

"Es geht bei dem Liegenschaftskomplex Werrheimer Str. 1100  – 1116 in 97941 Muks nicht um durchfließende Wassermengen, sondern schlichtweg um die für Löschwasserbedarf seinerzeit zusätzlich installierte Anschlussdimension, die seit März 2010 auch entsprechend vorgehalten wird, damit zum einen die benötigte Trinkwassermenge und zum anderen auch zusätzlich das im Ernstfall benötigte Löschwasser (auch für die Sprinkleranlage nebst Bevorratung) durch dieses Rohr insgesamt fließen können – siehe Wasserzähler-/Rohrdimensionsschaubild als Anlage Nr.5 in der Vertragsmappe." 

Ein Satz mit 72 Wörtern! Das kann nicht jeder, Respekt! Kurze Sätze sind allerdings besser zu verstehen. Zehn bis 15 Wörter sind laut Deutscher Presseagentur die empfohlene Satzlänge, 20 Wörter pro Satz sind die Obergrenze des Erwünschten. Sätze mit 25 Wörtern sind auf Anhieb kaum zu verstehen. Auch Einschübe ordnet nicht jeder auf Anhieb zu. Spendieren Sie jedem Gedanken einen Satz ganz für sich allein, mit nicht mehr als einem Nebensatz.
 

  • Kurze Sätze sind besser zu verstehen.
  • Ein Gedanke pro Satz.
  • Mit einfach formulierten Botschaften können Sie besser überzeugen.
  • Welche Sätze können Sie kürzen - oder aufteilen? 
     

Mehr verstehen mit weniger Fachausdrücken

"Motorenhersteller Mahle erklärt den Verbrennungsmotor für ersetzbar.
Selbst ein Spezialist für Kolbenmaschinen hält die Tage von Benzin- und Dieselantrieben für gezählt. Der Autozulieferer Mahle verspricht mit einem neuartigen Elektromotor dauerhafte Höchstleistung." 

Wer jetzt nicht weiterliest, interessiert sich definitiv nicht für die Zukunft der Antriebe. Beschränken Sie sich auf das Wesentliche, sorgen Sie für die Konzentration des Inhalts. Erleichtern Sie Ihren Zuhörern das Verständnis. Sagen Sie das und nur das, was wichtig ist und was Ihre Zuhörer interessiert. Dass Sie über den bespro¬chenen Sachverhalt weit mehr wissen, ist klar. Nur Wichtigtuer versuchen aber, alles anzubringen. Wer viel zu sagen hat, macht keine langen Worte! Die Kernaussage reduziert den Inhalt auf das Wesentliche. Punkt. 

Die Bedeutung der Kernaussage ist klar. Wiederholung sichert die bessere Wahrnehmung und Erinnerung. Wiedererkennung schafft Nähe, und Nähe erhöht die Glaubwürdigkeit! Länger als die Quelle der Botschaft merken Menschen sich, was sie gehört haben. Mit der Zeit erinnern wir uns nur noch an den Inhalt der Botschaft. Häufiger gehörte Botschaften haben für uns einen höheren Wahrheits¬gehalt.
 
Negatives lässt sich oft ebenso positiv formulieren. „Verstehen Sie mich nicht falsch“ lenkt die Wahrnehmung der Zuhörer auf ein mögliches Missverständnis, „Verstehen Sie mich richtig“ weist in die positive Richtung. „Wir wollen vermei¬den“ klingt defensiver als „Wir wollen erreichen“. „Bitte auf den Wegen bleiben!“ klingt nicht nur besser, die Aufforderung wird meist auch eher befolgt als „Rasen betreten verboten!“. 


Eine gute Kernaussage erfüllt vier wesentliche Anforderungen:

  • Kurz – maximal vier bis fünf kurze Sätze,
  • prägnant – konzentrieren Sie sich auf einen – wesentlichen – Aspekt
  • „positiv“ – sagen Sie, was Sie wollen,
  • emotional – stellen Sie den für Ihre Partner wichtigsten Aspekt heraus.

"Man muss einfach reden, aber kompliziert denken, nicht umgekehrt." Franz Josef Strauß, Politiker

 

Punkten mit Z-D-F (Zahlen-Daten-Fakten) 

"515 Landwirbeltier-Arten stehen am Rande des Aussterbens, von ihnen gibt es jeweils nur noch weniger als 1.000 Individuen, berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "PNAS" (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America). Laut der Studie sind unter den akut gefährdeten Arten etwa das Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis), der Stummelfußfrosch (Atelopus varius) oder der Buntbock (Damaliscus pygargus). Bei 335 der stark bedrohten Spezies handelt es sich um Vögel. Mit 30 Prozent sind die meisten von ihnen in Südamerika heimisch, nur ein Prozent in Europa. Dort lebt auch die Mehrheit der 388 Landwirbeltier-Arten, von denen es weniger als 5.000, aber mindestens noch 1.000 Individuen gibt."

Information Overflow - Hilfe! Ihre Expertise können Sie mit Z-D-F untermauern, das wirkt sachlich und präzise. Bei (zu) vielen oder komplizierten Zahlen und vielen anderen Informationen allerdings werden die meisten Menschen unaufmerksam, sie lesen "drüber weg" oder hören nicht mehr aufmerksam zu. Natürlich stellen Sie als Experte in einem Bericht oder einer Datei im Intranet das vollständige Zahlen- und sonstige Datenmaterial in detaillierter Form zur Verfügung. Die folgenden Tipps helfen, wenn Sie im Gespräch, im Vortrag oder in einer Präsentation mit Zahlen-Daten-Fakten überzeugen wollen:

 

  • Weniger ist mehr - etwa fünf Informationen oder Zahlen kann man sich gut merken.
  • "Runde" Zahlen bleiben besser im Gedächtnis - "etwa 40 %" statt "42,6 %".
  • Spezifische Informationen ("für Experten") sorgen meist für Verwirrung bei Nicht-Fachleuten.
  • "Einfache" Zahlen - zwei von fünf - sind besser als Prozente, Dezimalzahlen oder Brüche.

     

Machen Sie Ihre Zahlen, Daten und Fakten lebendig. Ein Beispiel dafür lieferte Steve Jobs 2008 in seiner Vorstellung des ersten Mac Book Air. Das "Air" war besonders dünn, nur 1,7 cm dick. Aber: Wie dünn genau sind 1,7 cm? „It's so thin, it even fits inside one of these envelopes we’ve seen floating around the office (Es ist so dünn, dass es sogar in einen dieser Umschläge passt, die überall im Büro herum(f)liegen)". Im Hintergrund wurde dazu das Bild eines braunen DIN-A4-Umschlags projiziert. Sonst nichts. Jeder hatte ein Bild vor Augen. Und dann kam der Punkt auf dem i: Jobs nahm einen solchen Briefumschlag und holte ein Mac Book Air heraus. Der Saal tobte.

Deutsche Paare gaben 2021 im Schnitt 14.500 Euro für Ihre Hochzeit aus. Jeden Tag ersetzt der menschliche Körper 330 Milliarden Zellen. 2009 verkaufte Apple 220 Millionen iPods. Ist das nun viel oder wenig oder einfach Durchschnitt? Ganz kleine und ganz große (oder ungewohnte) Zahlen müssen „übersetzt“ werden. 220 Millionen iPods sind ziemlich viele. Aber wieviel genau? Greifbar wird die Zahl, wenn wir erfahren, dass in dem Jahr drei von vier verkauften MP3-Playern aus dem Hause Apple stammten.
 

  • Kaum jemand kann sich große oder besonders kleine Mengen gut vorstellen.
  • "Übersetzen" Sie in gut gewählte Bilder oder Beispiele.
  • Ihre Aussage wird verstanden und richtig eingeordnet.
  • Die Information ist so "spannender" und wird auch darum besser erinnert.
     

Bringen Sie Ihre Botschaft richtig „an den Mann“ (und an die Frau). Dann überzeugen Sie als Expertin und Experte, auch mit Z-D-F!

"Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen!" Antoine de Saint-Exupéry, Pilot und Schriftsteller.

Über den Autor

Reiner Neumann ist Diplom-Psychologe, Autor und Berater. Er arbeitet mit Menschen in Unternehmen und Institutionen. Drei Faktoren machen den Unterschied: die wissenschaftliche Fundierung, umfangreiche Praxis als Berater und mehr als zehn Jahre Erfahrung im Management im In- und Ausland. Er ist Verfasser zahlreicher Bücher und Artikel. Zuletzt erschienen "Die Kunst des Einfachen. Weniger ist mehr."

Seminare "Einfach und überzeugend." / "Überzeugen mit Zahlen-Daten-Fakten"