Aktuelle Aufgaben für Unternehmen – Digitales Typenschild und Digitaler Produktpass

Bildquelle: Akademie der Kommunikation/Eck, ZVEI, Smart Information Experts (SIX), Commatec/Schlicksupp.

Jetzt vorbereiten auf neue Trends.

Brüssel fordert – die Unternehmen müssen liefern. Klar, von der EU-Regierung kann man zumeist nur teuren Zusatzaufwand erwarten, die Richtlinien und Verordnungen der letzten Zeit bestätigen das. Neben der neuen Maschinenverordnung werden die Hersteller nun vor allem durch die Ökodesign-Verordnung belastet. Dazu zählt auch der Digitale Produktpass, und dessen Vorstufe: das Digitale Typenschild.

Es führt kein legaler Weg daran vorbei, die Unternehmen müssen das umsetzen. Lassen Sie uns einmal betrachten, was da auf uns zukommt.
 

Das Digitale Typenschild: Innovation in der Produktkennzeichnung

Das klassische Typenschild ist eine Plakette, die grundlegende Informationen über eine Maschine oder Komponente bereitstellt, wie Herstellername, Gerätetyp, Seriennummer und technische Daten. Diese physische Lösung stößt jedoch an Grenzen, da die verfügbare Fläche oft begrenzt ist2.

Hier setzen digitale Typenschilder an.

Nutzen digitaler Typenschilder

Digitale Typenschilder bieten praktisch unbegrenzten Speicherplatz für zusätzliche Informationen. Beispiele aus der Praxis, etwa im Konsumgüter- und Investitionsbereich, verdeutlichen ihren Nutzen (Videolinks: Adhoc-Video des Autors, Beispiel aus dem Investitionsgüterbereich). So ermöglichen digitale Typenschilder Herstellern und Anwendern den Zugang zu umfangreicheren, leicht zugänglichen und immer aktuellen Daten.

Wo liegt nun der Nutzen des Digitalen Typenschilds für Hersteller und Produktanwender?

Kurz und im Überblick zusammengefasst hat das DKE1

Herausforderungen für Hersteller

Die Einführung digitaler Typenschilder erfordert umfassende Digitalisierungsprozesse. Dies kann für einige Unternehmen eine Hürde darstellen, da komplexe Informationssysteme eingerichtet werden müssen. Als Vorreiter unterstützt BASF beispielsweise seine Lieferanten durch ein Konsortium und stellt auf Plattformen wie Digital Data Chain strukturierte Konzepte zur Verfügung. In der folgenden Skizze zum Ablauf hat Christoph Attila Kun, Produktmanager bei BASF, die für die einzelnen Hauptprozessschritte geeigneten normativen Vorgaben vermerkt.

 

Regelwerke und Standards

Normen wie die Richtlinie VDI 2770 und Standardisierungsverfahren wie iiRDS erleichtern die Implementierung. Diese Regelwerke schaffen eine klare Struktur und fördern die Akzeptanz digitaler Typenschilder.
 

Der Digitale Produktpass: Eine Weiterentwicklung

Der Digitale Produktpass erweitert das Konzept des Typenschilds durch Interaktivität und zusätzliche Funktionen. Er ermöglicht nicht nur das Lesen von Informationen, sondern erlaubt es auch, neue Daten hinzuzufügen, beispielsweise durch Reparaturbetriebe oder Behörden. Dies bringt jedoch zusätzliche Anforderungen an die Prozesse und IT-Sicherheit mit sich.
 

Funktionen und Ziele des Digitalen Produktpasses

Der Digitale Produktpass umfasst weit mehr als herkömmliche Nutzerinformationen. Die EU sieht ihn als Werkzeug, um Nachhaltigkeit, Reparierbarkeit und Recycling zu fördern. Hersteller müssen umfassende Informationen zu Materialien, chemischen Substanzen und Prozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bereitstellen. Damit unterstützt der Produktpass nicht nur Endnutzer, sondern reduziert auch Rückfragen seitens Reparaturbetrieben oder Marktaufsichtsbehörden.
 

Integration in die Ökodesign-Verordnung

Die EU ordnet den Digitalen Produktpass der neuen Ökodesign-Verordnung zu. Hersteller sind verpflichtet, Daten so aufzubereiten, dass sie den gesamten Lebenszyklus eines Produkts abdecken. Dies stärkt Transparenz und vereinfacht die Einhaltung regulatorischer Anforderungen.
 

Fazit

Digitale Typenschilder und Produktpässe sind essenzielle Bausteine der Digitalisierung und der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien. Sie verlangen jedoch erhebliche Investitionen in die Informationsverarbeitung, IT-Sicherheit und Standardisierung. Mit der richtigen Vorbereitung eröffnen sie neue Möglichkeiten für effizientere Prozesse und eine stärkere Kundenorientierung.

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Über den Autor:

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Thiele, THIELE DOKUMENTATION, Gießen

Prof. Dr. Thiele war in Forschung und Entwicklungen der Stromversorgung tätig, war Geschäftsführer im Bereich Förder- und Stromversorgungstechnik, bevor er sein Ingenieurbüro zur Technikkommunikation im bayerischen Alzenau gründete. Er lehrt auf dem Gebiet der Technikkommunikation an den Hochschulen THM, Gießen und an der Diploma-Hochschule. Sein Wissen gibt er in Fachpublikationen und Seminaren, auch beim VDI-Wissensforum, weiter.

Ich danke Georg Eck/squidds und Martin Schlicksupp/Commatec für ihre Anregungen und Ideen aus ihren Vorträgen und Workshops.