Glühbirne mit Lichterkette

unsplash/riccardo annandale

16.10.2020

Die Corona-Krise als Führungskraft meistern

Die Corona-Krise als Führungskraft zu meistern ist eine absolute Herausforderung. Verständlicherweise sind Sie selbst verunsichert. Doch mindestens genauso herausfordernd ist die Unsicherheit Ihrer Mitarbeiter.

Sie als Führungskraft stehen jetzt und mehr denn je im Mittelpunkt. Ihre Mitarbeiter suchen einen Fels in der Brandung. Auch wenn Sie Angst haben vor dem, was in dieser schon seit Monaten schwierigen Situation noch vor Ihnen liegt, gilt Winston Churchills Spruch: Es keine Schande Angst zu haben. Aber es ist eine verdammte Schande, sie zu zeigen.

Zeigen Sie Führungsqualitäten

Ihre Mitarbeiter erwarten eine besonnene, ermutigende und entschlossene Führungskraft – und genau das müssen Sie jetzt sein. Zeigen können Sie es allerdings nur, wenn Sie auch daran glauben. Gerade jetzt kommt es darauf an, wie Sie sich verhalten. Ihr Auftritt steht unter Beobachtung.

Fatal wäre es, wenn Sie als Führungskraft kopflos und überfordert wirken würden. Oder in eine Schockstarre verfallen. Begreifen Sie die außergewöhnliche und kaum zu fassende Situation als Ihre ganz persönliche Herausforderung. Eine Krise ist immer wieder ein Prüfstein für Sie als Kapitän auf der Brücke des Schiffs. Jetzt kommt es auf Sie an. Wenn die Wogen über das Schiff schlagen, sind Sie gefragt.

Sie als Führungskraft werden in der momentanen Krise von Ihren Mitarbeitern und Kollegen daran gemessen, ob Ihre Worte und Taten in Einklang stehen. Aus anderen Krisen ist bekannt, dass führungsstarke Managements und Unternehmen besser durch die Krise kommen. Sie erkennen auch die Chancen, die sich in der Krise ergeben. Dabei ist die "Führung" der strategische Schlüssel zum Erfolg.

Daher hier einige konkrete Tipps für Sie:

Tipp 1: Kommunikation - das A und O

Reden Sie mit allen Ihren Mitarbeitern. Sprechen Sie ihnen Mut zu, bauen Sie Ihre Kollegen auf. Geben Sie ihnen ein Gefühl von Zuversicht. Stimmen Sie Ihr Team auf die vor ihnen liegende Zeit ein. Zeigen Sie sich zuversichtlich, aber seien Sie ehrlich. Brutal ehrlich.

Tipp 2: Vertrauen und Motivation

Sagen Sie jedem einzelnen Mitarbeiter, dass Sie auf ihn setzen und ihm vertrauen. Sagen Sie ihm auch, dass es auf ihn ganz persönlich ankommt. Dass Sie sich darauf verlassen, dass er das Beste gibt über die nächsten Wochen und Monate – und nicht aufhört, bis sich alles wieder zum Positiven wendet. Nicht die Krise ist das Problem, sondern wie wir darauf reagieren.

Tipp 3: Chancen aufzeigen

Versuchen Sie, Chancen zu sehen - auch wenn die Situation ausweglos erscheint. Was ergeben sich für Möglichkeiten aus der aktuellen Situation, seien noch so klein? Was können Sie tun, um die Situation zu beeinflussen? Motivieren Sie auch Ihre Mitarbeiter zu einer positiven Sichtweise.

Tipp 4: Managen Sie aktiv den Status der Unsicherheit

Wie bei Nebel fahren wir alle auf Sicht. Diese Unsicherheit müssen Sie annehmen und mit ihr umgehen, indem Sie sie so gut wie möglich für sich selbst strukturieren. Unsicherheit zu managen bedeutet einerseits kurzfristig Entscheidungen zu treffen und deren Auswirkung zu betrachten. Andererseits heißt es, immer wieder neu Entscheidungen zu überdenken und mit möglichen neuen Erkenntnissen zu revidieren. Diese Mischung aus Agieren und Reflektieren hilft Ihnen im Umgang mit der Krise. Nehmen Sie diese drei Fragen zur Orientierung:

1. Was ist in der Unsicherheit sicher? Worauf können wir uns relativ sicher verlassen?

2. Welches sind die unsicheren Faktoren?

3. Was können wir gemeinsam dafür tun, um Klarheit zu bekommen und bis wann?

Die Antworten auf diese Fragen schaffen ein gewisses Maß an Transparenz und bringen Sicherheit für alle Beteiligten – und eine stärkere Akzeptanz der Unsicherheit auf Seiten Ihrer Mitarbeiter. Fordern Sie sie auf, sich aktiv zu beteiligen. Das hilft schon ungemein.

Tipp 5: Agieren - statt reagieren

Nehmen Sie eine aktive, agierende Rolle ein. Denken Sie bewusst in Szenarien. Bereiten Sie sich auf mögliche Entwicklungen vor, simulieren Sie die Situation und spielen Sie diese durch. In der Szenariotechnik haben sich die Varianten "worst case" und "best case" als zielführend erwiesen. Stimmen Sie sich mit Ihrem Team darüber ab.

Tipp 6: Regelmäßige Lagebesprechung

Machen Sie regelmäßig eine Lagebesprechung mit Ihren Mitarbeitern. Informieren Sie diese über aktuelle Entwicklungen. Geben Sie ein Update zu weiteren Maßnahmen und behalten Sie dabei einen kühlen Kopf.

Tipp 7: Bilden Sie einen Notfallstab

Bilden Sie mit zwei bis drei weiteren Ihrer Mitarbeiter einen Notfallstab. Er soll Ihnen bei Ihren Entscheidungen helfen und Ihnen als Berater dienen, wie Sie angeordnete Schutzmaßnahmen und geplante Maßnahmen aus Ihrem Pandemie-/Notfallplan umsetzen.

Tipp 8: Führen auf Distanz

Führen Sie auf Distanz ist eine Herausforderung, wenn Sie das nicht kennen. Es kann Ihr Team und Sie jedoch auch weiterentwickeln. Wichtig ist, dass Sie die Kollegen in die Systeme einweisen und ihnen zeigen, wie alles funktioniert. Zudem bedarf es beim Führen über Distanz gerade zu Beginn mehr Abstimmung und Möglichkeit zum Gespräch mit Ihnen. Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern einen täglichen Gruppen Call (per Telefon oder besser per Video).Und zusätzlich mit jedem einzelnen, nach individuellem Bedarf tägliche, zweitägige oder wöchentliche Rücksprache-Calls für Abstimmungen zu laufenden Projekten, der laufenden Arbeit, etc. Lassen Sie sich dabei informieren und geben Sie Ihren Mitarbeitern ein Template, worüber Sie konkret berichten sollen. Dieses kann Ihr Mitarbeiter ausfüllen und Ihnen einstellen bzw. zuschicken. So sind Sie immer auf dem aktuellen Stand und Ihr Mitarbeiter sieht selbst wo er steht.

Tipp 9: Regelkommunikation auf dem Prüfstand

Überdenken Sie auch Ihre Regelkommunikation mit jedem einzelnen Mitarbeiter. Etablieren Sie falls nötig neue (virtuelle) Möglichkeiten zur Kommunikation. Und stellen Sie sicher, dass all Ihre Mitarbeiter teilnehmen können oder im Nachgang informiert werden. In Krisenzeiten ist "informieren" stärker eine Bringschuld der Führungskräfte, ohne die Mitarbeiter aus der Holschuld zu entlassen.

Tipp 10: Regelmäßige Gespräche unter vier Augen

Bieten Sie Ihren Mitarbeitern auch regelmäßige "One-on-Ones" an. Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, dass diese sich über die eigene aktuelle Situation und den persönlichen Umgang damit (Erfahrungen mit Arbeiten „alleine“ im Büro oder Home Office, Arbeiten und Kinderbetreuung in Balance zu halten, fehlende oder  hauptsächlich virtuelle soziale Kontakte) mit Ihnen virtuell austauschen.

Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut und gestärkt aus der aktuellen Krise!

Autor

Dr. Matthias Hettl ist bekannt als internationaler Managementberater. Er trainiert und coacht Vorstände, Geschäftsführungen und Führungskräfte. Zudem vertrat er eine Professur für Management und verfügt über langjährige Führungsexpertise. Erfahrung hat er als Aufsichtsrat, Geschäftsführer sowie auch international als Consultant bei den Vereinten Nationen. Als renommierter Management- und Führungsexperte ist er ein gefragter Speaker.