Dichtungen sind in vielen sehr unterschiedlichen Anwendungen im Einsatz und gewährleisten durch ihre Dichtwirkung eine zuverlässige Funktion. Meist werden die Dichtungen vom Anwender nicht besonders wahrgenommen, solange diese ihre Dichtfunktion erfüllen. Bei aufmerksamer Beobachtung ist festzustellen, dass in fast allen Produkten des Alltags Dichtfunktionen zu erfüllen sind, z.B. in Kühlschränken, in Kaffeemaschinen, an Fenstern und Türen, an Getränkeflaschen oder am Ventil eines Fußballs. Leider wird die Dichtfunktion auch in vielen industriellen Maschinen und Anlagen bei der Entwicklung zunächst vernachlässigt und erst sehr spät – in der Detailkonstruktion – erfolgt eine Beschäftigung mit dem notwendigen Dichtsystem. Oft ist es dann nicht mehr möglich eine gute, zuverlässige Dichtfunktion zu realisieren, da der Einbauraum oder die notwendige Entwicklungszeit für ein problemangepasstes Dichtsystem nicht mehr zur Verfügung steht. Dies führt zu dichtungsverursachten Systemausfällen oder zu unbefriedigten Funktionen bzw. Wartungsintervallen und kann zur Verzögerung der Markteinführung führen. Ein Entwicklungsleiter eines Maschinenherstellers äußerte einmal: „Wer keine Dichtungsprobleme hat, der lügt.“ Diese Aussage hat sich während vieler VDI-Dichtungsseminare sowie Industrieberatungen bestätigt.
Um Dichtungsprobleme zu vermeiden ist es wichtig, dass sich Entwickler*innen vertiefte Kenntnisse zu Dichtungen im Studium oder durch Schulungen und Seminare aneignen. Dabei fehlen oft für die Dichtungstechnik grundlegende Kenntnisse, z.B. über die Wege zur Erreichung der Dichtfunktion, über die verwendeten Elastomerwerkstoffe oder sogar über die genauen, an die Dichtung gestellten Anforderungen und Randbedingungen. Daher soll auf einige grundlegende Themen im Folgenden kurz eingegangen werden.