Der Digitale Zwilling: Schlüsseltechnologie für die Industrie der Zukunft

Wie können Unternehmen ihre Effizienz steigern, Ressourcen sparen und gleichzeitig Innovationen vorantreiben? Der Digitale Zwilling bietet Antworten auf diese zentralen Fragen. Als digitale Repräsentation von physischen Objekten oder Prozessen ermöglicht er die Verbindung von realer und digitaler Welt – und damit völlig neue Möglichkeiten in der Produktion und Prozessoptimierung. Doch welche Potenziale stecken tatsächlich hinter dieser Technologie? Wie lässt sie sich in bestehende Systeme integrieren, und welche Vorteile bringt sie speziell für den Mittelstand?
 

Das Konzept des Digitalen Zwillings

Ein Digitaler Zwilling ist weit mehr als eine digitale Kopie eines physischen Objekts. Er bildet die Grundlage für einen durchgehenden Datenaustausch zwischen realer und digitaler Welt. Auf Basis von Modellen, Algorithmen und Simulationen werden Eigenschaften oder Verhaltensweisen des Objekts beschrieben und beeinflusst. Das Konzept umfasst drei Kernbereiche: das physische Produkt, das digitale Produkt und die Datenverbindung, die beide verbindet.

Ein zentraler Aspekt des Digitalen Zwillings ist die Interaktion zwischen realen und digitalen Objekten. Diese Kommunikation ermöglicht nicht nur eine präzise Überwachung, sondern auch eine Steuerung und Optimierung in Echtzeit. Besonders in der industriellen Fertigung und im Anlagenbau ist der Nutzen enorm, etwa durch vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) oder die Simulation von Produktionsabläufen.
 

Erkenntnisse von der VDI Digital Twin Veranstaltung

Die VDI-Veranstaltung bot tiefe Einblicke in die neuesten Entwicklungen und praktischen Anwendungen des Digitalen Zwillings:

1. Skalierbare Anwendungen: Große Unternehmen wie Bosch oder Daimler Truck präsentierten beeindruckende Anwendungsfälle. Bosch setzt auf einen Semantik-Stack, um Daten von 300 Millionen Digitalen Zwillingen gezielt für spezifische Use Cases zu nutzen. Daimler Truck zeigte, wie Zwillingsdaten von tausenden Fahrzeugkomponenten in der Praxis verwendet werden, um die Komplexität zu managen und Effizienzgewinne zu erzielen.

2. Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion: Der Digitale Zwilling kann entscheidend dazu beitragen, den CO₂-Fußabdruck zu optimieren. Dies erfordert jedoch Zugang zu umfangreichen und präzisen Daten. Initiativen wie Gaia-X könnten hier als Plattform für den sicheren Datenaustausch dienen und Innovationen vorantreiben.

3. Herausforderungen für den Mittelstand: Während große Unternehmen über die nötigen Ressourcen verfügen, um Digital Twin-Technologien zu implementieren, stehen KMUs oft vor Hürden. Die Veranstaltung zeigte jedoch auch Ansätze, wie Mittelständler durch standardisierte Frameworks und skalierbare Lösungen profitieren können, beispielsweise durch den Übergang vom Digitalen Typenschild zum Digitalen Produktpass.
 

Potenziale und Herausforderungen für die Industrie

Der Digitale Zwilling bietet zahlreiche Potenziale, die über die reine Abbildung physischer Objekte hinausgehen. Unternehmen können Prozesse virtuell simulieren, Optimierungspotenziale identifizieren und ressourcenschonend arbeiten. Gleichzeitig besteht die Herausforderung darin, Daten in geeigneter Form bereitzustellen und diese sicher zu verwalten. Europäische Regularien wie der Data Act und die DSGVO spielen dabei eine entscheidende Rolle, um rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Einbindung von Künstlicher Intelligenz. KI kann dabei helfen, große Datenmengen effizient zu analysieren und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Für den Mittelstand bedeutet dies, dass durch gezielte Investitionen in diese Technologien Wettbewerbsvorteile erzielt werden können.
 

Fazit: Die Zukunft mitgestalten

Wie kann der Mittelstand von den Vorteilen des Digitalen Zwillings profitieren? Der Digitale Zwilling ist eine Schlüsseltechnologie, die die Art und Weise, wie wir produzieren und wirtschaften, grundlegend verändert. Für Unternehmen – ob groß oder klein – bietet er die Möglichkeit, nicht nur effizienter zu arbeiten, sondern auch nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die VDI-Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Innovationen konsequent voranzutreiben und den Mittelstand als zentralen Akteur der industriellen Transformation einzubinden.

Jetzt ist die Zeit, diese Potenziale zu nutzen. Der Digitale Zwilling ist nicht nur eine Technologie der Zukunft, sondern bereits heute ein Gamechanger für die Industrie.

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Entwicklung und Konstruktion":

Über den Autor:

Dipl.-Ing. Georg Eck, Inhaber, SQUIDDS People.Products.Passion e.K., Nürnberg

Georg Eck ist Experte in technischer Kommunikation und spezialisiert auf die Zukunftsfähigkeit von KMUs. Als Referent beim VDI bringt er umfangreiche Erfahrung in der Standardisierung und der ganzheitlichen Digitalisierung mit. Als Gründer von SQUIDDS liegt sein Fokus auf Model-Based Definition sowie innovativen Web- und App-Lösungen. Zudem ist er Mitbegründer der Smart Information Experts Akademie und des Konsortiums für Zukunftsfähigkeit. Sein Engagement reicht von der Wirtschaft bis in den Bildungssektor. Dabei verfolgt er das Ziel, Unternehmen von rein ökonomisch-zentrierten zu menschenzentriert-nachhaltigen Ansätzen zu führen. Als Autor von Werken wie „Digitalisierung und die Macht der Daten“ und „Das Markup-Kochbuch“ hebt er die Bedeutung eines digitalen Mindsets und die Herausforderungen durch den Europäischen Green Deal hervor. Georg Eck unterstützt Unternehmen dabei, ihre digitale Transformation nachhaltig zu gestalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.